Diversität macht Kirche reicher und schöner

Landessynode zu „Kirche in Vielfalt“: Gemeinden und Einrichtungen sollen sich weiter öffnen

Die Pläne für eine „Kirche in Vielfalt“ in Westfalen werden konkreter. Die Vorschläge sind weitreichend: Die Landessynode ermutigt die Kirchenkreise und Gemeinden zu interkulturellen Begegnungs- und Kooperationsprojekten vor Ort, in Gottesdiensten soll übersetzt werden und es soll mehrsprachige Gottesdienstmaterialien geben. Der Austausch mit internationalen Gemeinden und die Kooperation mit Gemeinden des Internationalen  Kirchenkonvents Rheinland Westfalen (IKK) wird empfohlen.

Bei Jobs sollen internationale Bildungsabschlüsse anerkannt werden, es wird die Aus- und Weiterbildung sowie Anstellung von Menschen mit internationalen Biografien in allen kirchlichen Arbeitsfeldern angestrebt. Ferner soll ein Konzept für interkulturelle Seelsorge erarbeitet werden. Schließlich soll es eine Antirassismus- und Antidiskriminierungsbeauftragung in der Landeskirche geben. Die einzelnen Beschlüsse zum Nachlesen finden sich hier: Kirche in Vielfalt – oikos-Institut

Diversität mache Kirche reicher und schöner bekräftigte auch die Professorin für praktische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, Isolde Karle, in ihrem Impulsvortrag. „Diversität ist nicht nur bunt und schön, sondern auch anstrengend und mühsam und manchmal sogar schmerzlich. Aber es ist unumgänglich, wenn wir gemeinsam weiterkommen wollen, wenn wir bereit sind zu lernen und uns infrage stellen zu lassen.“ Das Thema habe es zwar nicht leicht, weil es etablierte Machtstrukturen und Privilegien herausfordere, so die Prorektorin für Diversität. Das könne Verlustängste erzeugen und zu Ablehnung führen. Die Kirchen sieht Karle deshalb im Besonderen „herausgefordert, mehr Diversitätskompetenz zu entwickeln – und dies auf allen Ebenen.

Die bisherigen Erfahrungen, Rückmeldungen und Erkenntnisse innerhalb des Prozesses „Kirche in Vielfalt“, der 2018 mit dem Diskussionspapier „Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen“ begonnen hatte, sind in einem rund 60-seitigen Reader zusammengestellt. Einen der wichtigsten Punkte hatte der Ökumene-Dezernent und Landeskirchenrat Dr. Albrecht Philipps bei der Einbringung des Themas herausgestellt: Die Erfahrungen aller Beteiligten bei der interkulturellen Entwicklung hätten gemeinsam, dass sie „als bereichernd und herausfordernd zugleich erlebt“ werden – „und sie enthalten eine Menge Veränderungspotential.“

Mehr zum Thema unter: Kirche in Vielfalt – oikos-Institut

Kontakt im oikos-Institut: Pfarrerin Beate Heßler, beate.hesler@ekvw.de

Bildhinweis: Auf der Landessynode berichteten sie über ihre Erfahrungen zum Thema (v.l.): Pfarrerin Beate Heßler (am Rednerpult), Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz, die Iranerin Fatimeh (Maryam) Saidi, Pfarrer Jean-Gottfried Mutombo sowie Superintendentin Julia Holtz. Foto: Dirk Johnen

An den Zielformulierungen für den weiteren Prozess beteiligt waren Gäste, die als Mitarbeitende aus landeskirchlichen und internationalen Gemeinden ihre Erfahrungen mit der Kirche vor dem Hintergrund ihrer eigenen Migrationsgeschichte beschrieben. Pfarrerin Beate Heßler, Koordinatorin des Prozesses, berichtete von den Erfahrungen aus Konsultationen, Pilotprojekten und Fachgruppenarbeit.

Über ihre mitunter persönlichen Erfahrungen mit dem Thema erzählten vor Landessynode die von den Philippinen stammende Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz (Bad Oeynhausen/Kirchenkreis Vlotho), die Iranerin Fatimeh (Maryam) Saidi (Paderborn), der kongolesische Pfarrer Jean-Gottfried Mutombo (oikos-Institut, Dortmund) sowie Superintendentin Julia Holtz (Kirchenkreis Hattingen-Witten). Sie alle wünschten sich mehr notwendige Schritte hin zu mehr interkultureller Entwicklung.

Internationale Gottesdienste in Bad Oeynhausen sind für de la Cruz das Kernstück der internationalen Arbeit. „Hier ist jede und jeder willkommen, unabhängig von der Herkunft, von der Sprache und vom sozialen Status“, sagte sie. Die Gottesdienste finden seit 17 Jahren statt, darüber hinaus gebe es Angebote für Jugendliche und Frauen mit Migrationshintergrund sowie interreligiöse Begegnungen, darunter das gemeinsame Fastenbrechen am Ende des muslimischen Ramadans. Sie wünscht sich, dass sich mehr Gemeinden dem Prozess „Kirche in Vielfalt“ öffnen und auf Gläubige aus anderen Ländern zugehen.

Kulturen miteinander zu verbinden trotz kultureller Unterschiede nannte Saidi als die zentrale Aufgabe. „In der Kirche leben wir als Schwestern und Brüder gemeinsam. Bitte helfen Sie mit, dass niemand aufgrund von Hautfarbe, Rasse oder Sprache diskriminiert wird“, betonte sie. Saidi, die als Küsterin in Paderborn arbeitet, appellierte vor der Synode, Abschiebungen in den Iran zu verhindern. Christen würden in den Gefängnissen gefoltert und einige Tode verurteilt.

„Gemeinsam Kirche zu sein, bedeutet nicht, als zwei parallele Kirchen ein Gebäude zu teilen“, sagte Mutombo. Auf der einen Seite seien nicht die Gastgeber, auf der anderen die Gäste. Es gebe nicht die Privilegierten, die über die Nutzung von Gebäuden entschieden, und diejenigen, „die von der Großzügigkeit der anderen abhängig sind. Einheit will gelebt und sichtbar werden – auch wenn es kulturelle und sprachliche Barrieren gibt, die überwunden werden müssen.“ Er berichtete  von einem Modell der lokalen Partnerschaft zwischen einer Gemeinde in Münster und einer Gemeinschaft mit Mitgliedern überwiegend aus Ghana, die gegenseitiges Lernen fördern wollen insbesondere durch Bibelarbeiten, Musik- und Jugendveranstaltungen.

Superintendentin Holtz begrüßte es, wenn sich Menschen anderer Herkunft in der Kirche engagieren. Als Beispiele in ihrem Kirchenkreis nannte sie eine Presbyterin mit persischem Hintergrund, einen indonesischen Küster, einen Hilfsküster aus dem Irak und einem weiteren aus der Ukraine oder ein Ehepaar aus Korea. , einem wie stark die Entwicklung des Prozesses auch von Personen abhängig sei. Die Mitarbeit in der Steuerungsgruppe „Kirche in Vielfalt – Interkulturelle Entwicklung“ habe ihr aber auch deutlich gemacht, „wo wir als Kirche zumeist unbewusst rassistische Stereotypen reproduzieren und Menschen mit internationaler Biografie ausgrenzen, oft ohne es zu wollen oder zu merken“, sagte sie. Die Kultur unserer Gemeinden sei nach wie vor durch ein weißes Bildungsbürgertum geprägt.

Diesen Beitrag teilen:

Diversität macht Kirche reicher und schöner

Landessynode zu „Kirche in Vielfalt“: Gemeinden und Einrichtungen sollen sich weiter öffnen

Die Pläne für eine „Kirche in Vielfalt“ in Westfalen werden konkreter. Die Vorschläge sind weitreichend: Die Landessynode ermutigt die Kirchenkreise und Gemeinden zu interkulturellen Begegnungs- und Kooperationsprojekten vor Ort, in Gottesdiensten soll übersetzt werden und es soll mehrsprachige Gottesdienstmaterialien geben. Der Austausch mit internationalen Gemeinden und die Kooperation mit Gemeinden des Internationalen  Kirchenkonvents Rheinland Westfalen (IKK) wird empfohlen.

Bei Jobs sollen internationale Bildungsabschlüsse anerkannt werden, es wird die Aus- und Weiterbildung sowie Anstellung von Menschen mit internationalen Biografien in allen kirchlichen Arbeitsfeldern angestrebt. Ferner soll ein Konzept für interkulturelle Seelsorge erarbeitet werden. Schließlich soll es eine Antirassismus- und Antidiskriminierungsbeauftragung in der Landeskirche geben. Die einzelnen Beschlüsse zum Nachlesen finden sich hier: Kirche in Vielfalt – oikos-Institut

Diversität mache Kirche reicher und schöner bekräftigte auch die Professorin für praktische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, Isolde Karle, in ihrem Impulsvortrag. „Diversität ist nicht nur bunt und schön, sondern auch anstrengend und mühsam und manchmal sogar schmerzlich. Aber es ist unumgänglich, wenn wir gemeinsam weiterkommen wollen, wenn wir bereit sind zu lernen und uns infrage stellen zu lassen.“ Das Thema habe es zwar nicht leicht, weil es etablierte Machtstrukturen und Privilegien herausfordere, so die Prorektorin für Diversität. Das könne Verlustängste erzeugen und zu Ablehnung führen. Die Kirchen sieht Karle deshalb im Besonderen „herausgefordert, mehr Diversitätskompetenz zu entwickeln – und dies auf allen Ebenen.

Die bisherigen Erfahrungen, Rückmeldungen und Erkenntnisse innerhalb des Prozesses „Kirche in Vielfalt“, der 2018 mit dem Diskussionspapier „Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen“ begonnen hatte, sind in einem rund 60-seitigen Reader zusammengestellt. Einen der wichtigsten Punkte hatte der Ökumene-Dezernent und Landeskirchenrat Dr. Albrecht Philipps bei der Einbringung des Themas herausgestellt: Die Erfahrungen aller Beteiligten bei der interkulturellen Entwicklung hätten gemeinsam, dass sie „als bereichernd und herausfordernd zugleich erlebt“ werden – „und sie enthalten eine Menge Veränderungspotential.“

Mehr zum Thema unter: Kirche in Vielfalt – oikos-Institut

Kontakt im oikos-Institut: Pfarrerin Beate Heßler, beate.hesler@ekvw.de

Bildhinweis: Auf der Landessynode berichteten sie über ihre Erfahrungen zum Thema (v.l.): Pfarrerin Beate Heßler (am Rednerpult), Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz, die Iranerin Fatimeh (Maryam) Saidi, Pfarrer Jean-Gottfried Mutombo sowie Superintendentin Julia Holtz. Foto: Dirk Johnen

An den Zielformulierungen für den weiteren Prozess beteiligt waren Gäste, die als Mitarbeitende aus landeskirchlichen und internationalen Gemeinden ihre Erfahrungen mit der Kirche vor dem Hintergrund ihrer eigenen Migrationsgeschichte beschrieben. Pfarrerin Beate Heßler, Koordinatorin des Prozesses, berichtete von den Erfahrungen aus Konsultationen, Pilotprojekten und Fachgruppenarbeit.

Über ihre mitunter persönlichen Erfahrungen mit dem Thema erzählten vor Landessynode die von den Philippinen stammende Pfarrerin Elsie Joy de la Cruz (Bad Oeynhausen/Kirchenkreis Vlotho), die Iranerin Fatimeh (Maryam) Saidi (Paderborn), der kongolesische Pfarrer Jean-Gottfried Mutombo (oikos-Institut, Dortmund) sowie Superintendentin Julia Holtz (Kirchenkreis Hattingen-Witten). Sie alle wünschten sich mehr notwendige Schritte hin zu mehr interkultureller Entwicklung.

Internationale Gottesdienste in Bad Oeynhausen sind für de la Cruz das Kernstück der internationalen Arbeit. „Hier ist jede und jeder willkommen, unabhängig von der Herkunft, von der Sprache und vom sozialen Status“, sagte sie. Die Gottesdienste finden seit 17 Jahren statt, darüber hinaus gebe es Angebote für Jugendliche und Frauen mit Migrationshintergrund sowie interreligiöse Begegnungen, darunter das gemeinsame Fastenbrechen am Ende des muslimischen Ramadans. Sie wünscht sich, dass sich mehr Gemeinden dem Prozess „Kirche in Vielfalt“ öffnen und auf Gläubige aus anderen Ländern zugehen.

Kulturen miteinander zu verbinden trotz kultureller Unterschiede nannte Saidi als die zentrale Aufgabe. „In der Kirche leben wir als Schwestern und Brüder gemeinsam. Bitte helfen Sie mit, dass niemand aufgrund von Hautfarbe, Rasse oder Sprache diskriminiert wird“, betonte sie. Saidi, die als Küsterin in Paderborn arbeitet, appellierte vor der Synode, Abschiebungen in den Iran zu verhindern. Christen würden in den Gefängnissen gefoltert und einige Tode verurteilt.

„Gemeinsam Kirche zu sein, bedeutet nicht, als zwei parallele Kirchen ein Gebäude zu teilen“, sagte Mutombo. Auf der einen Seite seien nicht die Gastgeber, auf der anderen die Gäste. Es gebe nicht die Privilegierten, die über die Nutzung von Gebäuden entschieden, und diejenigen, „die von der Großzügigkeit der anderen abhängig sind. Einheit will gelebt und sichtbar werden – auch wenn es kulturelle und sprachliche Barrieren gibt, die überwunden werden müssen.“ Er berichtete  von einem Modell der lokalen Partnerschaft zwischen einer Gemeinde in Münster und einer Gemeinschaft mit Mitgliedern überwiegend aus Ghana, die gegenseitiges Lernen fördern wollen insbesondere durch Bibelarbeiten, Musik- und Jugendveranstaltungen.

Superintendentin Holtz begrüßte es, wenn sich Menschen anderer Herkunft in der Kirche engagieren. Als Beispiele in ihrem Kirchenkreis nannte sie eine Presbyterin mit persischem Hintergrund, einen indonesischen Küster, einen Hilfsküster aus dem Irak und einem weiteren aus der Ukraine oder ein Ehepaar aus Korea. , einem wie stark die Entwicklung des Prozesses auch von Personen abhängig sei. Die Mitarbeit in der Steuerungsgruppe „Kirche in Vielfalt – Interkulturelle Entwicklung“ habe ihr aber auch deutlich gemacht, „wo wir als Kirche zumeist unbewusst rassistische Stereotypen reproduzieren und Menschen mit internationaler Biografie ausgrenzen, oft ohne es zu wollen oder zu merken“, sagte sie. Die Kultur unserer Gemeinden sei nach wie vor durch ein weißes Bildungsbürgertum geprägt.

Diesen Beitrag teilen: