Israel und Palästina

Im Mai 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. Nach der Tragödie der Vernichtung (Shoah) in den deutschen Vernichtungslagern bedeutete die Staatsgründung für das jüdische Volk das Ende einer fast 2000 Jahre andauernden Diaspora und Verfolgung. Für die Mehrheit der Bevölkerung im heutigen Israel bedeutet die Staatsgründung die Garantie für eine auf Dauer sichere Heimat, obwohl der Status der besetzten Gebiete bis heute nicht geregelt ist und immer wieder zu Konflikten führt.

Für die Palästinenser und Palästinenserinnen in den bis heute besetzten Gebieten des Westjordanlandes, im Gazastreifen und in den Nachbarländern verbindet sich mit dem Gründungsdatum des Staates Israel die Erfahrung von Vertreibung und Zerstörung ihrer angestammten Heimat (Naqba).

Auf beiden Seiten gibt es Projekte und Initiativen, die sich seit Jahrzehnten für das Ziel der Verständigung, des Dialogs und des Friedens einsetzen. Mit ihnen arbeiten wir zusammen, wie beispielsweise mit der Lutherischen Schule Talitha Kumi in Beit Jala und mit dem christlichen Dorf Nes Ammim in Galiläa. Ebenso suchen wir die Zusammenarbeit mit Projekten und Solidaritätsgruppen im Bereich unserer Landeskirche und organisieren Bildungsreisen nach Israel und Palästina. Auch fördern wir die Begegnung mit den christlichen Kirchen vor Ort. Direkte Kontakte bestehen u.a. zu:

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (ELCJHL) ist eine kleine, aber aktive Kirche in Israel, Palästina und Jordanien. Entstanden ist sie aus der deutschen und englischen Missionstätigkeit im 19. Jahrhundert. Sie unterhält Gemeinden in Jerusalem, Bethlehem, Beit Jala, Beit Sahour, Ramallah und Amman. Sie ist zudem Trägerin mehrerer anerkannten Schulen, an denen Muslime und Christen zusammen unterrichtet werden. Die ELCJHL ist ebenfalls Mitgliedskirche des Mittelöstlichen Kirchenrates (MECC), einem Zusammenschluss von christlichen Kirchen des gesamten Mittleren Ostens.

Der Jerusalemsverein, der dem Berliner Missionswerk angehört, fördert die evangelische Schul- und Gemeindearbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (ELCJHL). Er ist mit den deutschen evangelischen Einrichtungen im Heiligen Land verbunden, darunter die deutsche Auslandsschule Talitha Kumi. Ein bundesweites Netzwerk von Vertrauenspfarrerinnen und -pfarrern vertritt den Jerusalemsverein in allen deutschen Landeskirchen. Er unterstützt Initiativen und kirchliche Aktivitäten, die sich für Verständigung und Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern und einen gerechten Frieden in Palästina und Israel einsetzen. Der Jerusalemsverein ist – wie auch die EKvW – Mitglied in der Evangelischen Mittelost-Kommission der EKD (EMOK).

Am Anfang der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) steht die Anerkennung der Schuld der Evangelischen Kirche an den nationalsozialistischen Verbrechen, die 1958 auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgesprochen wurde. Aktion Sühnezeichen Friedensdienste hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen auseinanderzusetzen und den Worten des Wunsches nach Versöhnung Taten folgen zu lassen. In einjährigen Freiwilligendiensten sowie in kürzeren Arbeitseinsätzen in Israel, Osteuropa und anderen Ländern begegnen vor allem junge Menschen Opfern des Nationalsozialismus und deren Nachkommen.

ASF setzt sich in ökumenischer Offenheit für eine aus der Erinnerung lebende Verständigung zwischen den Generationen, Kulturen, Religionen und Völkern ein. Zurzeit unterstützt die Evangelische Kirche von Westfalen insbesondere den einjährigen Friedensdienst in Israel und Begegnungsprogramme für Auszubildende.

In den 1960er Jahren wurde im Nordwesten Galiläas das christliche Dorf Nes Ammim gegründet. Nach der Shoah sollte es ein Zeichen für Versöhnung mit dem jüdischen Volk sein. Von den Juden lernen und sich gleichzeitig am Aufbau des jungen Staates Israel beteiligen, war damals das Ziel. Daraus resultierte die theologisch begründete Absage an die Judenmission. Unweit von Nes Ammim in Lohamei Ha Getaot haben Überlebende des Warschauer Ghettos ein Kibbuz gegründet und die erste Gedenkstätte in Israel für die Opfer der Shoah.

Im Laufe der Jahre ist Nes Ammim ein Ort geworden, wo neben dem Studienprogramm für Volontär*innen ein Dialogprogramm entstanden ist, das auch Veranstaltungen jüdisch-arabischer Friedensinitiativen fördert sowie sich dem jüdisch-christlich-muslimischen Dialog verpflichtet weiß. Die Evangelische Kirche von Westfalen unterstützt die Arbeit von Nes Ammim seit vielen Jahren.

Kontakt

  • Ralf Lange-Sonntag

  • 0231 5409-13

  • Interreligiöser Dialog; islamischer Dialog; christlich-jüdischer Dialog; Naher und Mittlerer Osten