Mehr voneinander lernen

Kirche in Vielfalt: Begegnung mit ökumenischen Gästen stimmt auf Landessynode ein

Rund 60 Teilnehmende aus ganz Westfalen kamen zusammen, um sich im Vorfeld der Landessynode auf das Thema einzustimmen. Impulse und Workshops dazu gab es von Ephorus Dr. Robin Butarbutar und Pfarrerin Mika Purba aus Indonesien, von der ersten palästinensischen Pfarrerin Sally Azar, von US-Pfarrerin Dr. Velda Love sowie Alena Höfer (EKvW). Zur Konsultation eingeladen hatte der zuständige Ökumene-Dezernent Dr. Albrechte Philipps (Bielefeld) zusammen mit dem landeskirchlichen oikos-Institut für Mission und Ökumene. Das Treffen sollte Impulse für die weiteren Schritte mitgeben, aber auch sensible Aspekte aufzeigen. Die Theologinnen Höfer und Love beklagten im Gottesdienst zur Synodeneröffnung, dass in vielen Gesellschaften „antidemokratische, menschenfeindliche und lebenszerstörende Haltungen wieder lauter werden.“

Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen machten alle Gäste in ihren Impulsen zur Konsultation deutlich, dass es mehr Verständigung und mehr Verständnis füreinander braucht. Menschen anderer Herkunft wollten in ihrem jeweiligen Land oft genauso leben wie die meisten anderen dort auch. Die Kirche sollte sie als Geschwister willkommen heißen.

„Keiner macht es besser“, sagte die Theologin aus der Partnerkirche United Church of Christ (UCC), Velda Love, die mit ihrer Initiative „Join the Movement Toward Racial Justine campaign” Strategien gegen Rassismus vorstellte. Sie forderte zugleich, Menschen nicht zu kategorisieren, also zu unterteilen. Alle seien unabhängig von ihrer Hautfarbe und Herkunft gleichwertige Menschen. Es gebe keine Minderheit oder Mehrheit zwischen Menschen. „Diese Kategorien gehören abgeschafft.“

Die palästinensische Pfarrerin Azar berichtete von den schwierigen Bedingungen ihrer Arbeit im Heiligen Land und in Gaza. Ihre Kirche versuche weiterhin, für alle Menschen dazu zu sein. Vor zwei Jahren noch seien Gespräche zwischen Menschen verschiedener Herkunft möglich gewesen. Jetzt aber „steht die Politik den Menschen im Wege“, beschrieb sie die aktuelle Lage. Derzeit sei kein Weg erkennbar, „wie wir weiter miteinander reden können.“

Dennoch pflichtete Azar ihrer Kollegin Love bei und rief Christ*innen dazu auf, sich vielmehr als Geschwister untereinander beizustehen und zu unterstützen. Wichtig sei das Miteinander, um Solidarität und Gerechtigkeit zu zeigen und nicht eine „perfekte Arbeit“. Die Aufarbeitung der Vergangenheit sei oft schwierig und kritisches Denken dürften daher nicht aufhören, um Fehler nicht zu wiederholen „Wir machen es unterschiedlich, müssen neu lernen voneinander, um ein besseres Verständnis zu erreichen.“

Für Ephorus Dr. Robin Butarbutar ist bei einer interkulturellen Entwicklung auch die richtige Wortwahl wichtig, um auch so keine Ängste entstehen zu lassen. Alle seien von Gott dazu eingeladen, aktiv zum Aufbau und zur Gestaltung einer gerechten Welt mitzuwirken und pluralistisch zu denken: „Ein jeder und jede mit gleichem Wert und gleichem Recht, wenn auch mit unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben.“ Gegenseitiges Verständnis brauche allerdings Zeit. Eine Rückkehr zu alten Paradigmen von Abschottung, Rassismus und Diskriminierung führten jedoch nicht zu Lösungen. Auch der Ephorus der indonesischen Partnerkirche appellierte an Gemeinschaft der Gläubigen, stärker zusammenzuhalten.

Die Ökumene-Beauftrage der indonesischen Kirche, Pfarrerin Mika Purba, sagte: „Vielfalt wird bei uns als Geschenk Gottes verstanden, das die Kirche bereichert, aber auch herausfordert, Brücken zu bauen. Wir erkennen die unterschiedlichen kulturellen, sozialen und individuellen Dimensionen an, die jede Person in die Gemeinschaft einbringt.“ Vielfalt bereichert ihrer Erfahrung nach die Gemeinschaft, das gemeinsame Leben und auch gegenseitigen Respekt.
Über Konflikte, Spannungen und Missverständnisse müsse offen gesprochen werden. Es bestehe manchmal die Gefahr, dass bestimmte Gruppen ausgeschlossen oder marginalisiert werden, sei es aufgrund kultureller, sozialer oder wirtschaftlicher Unterschiede, sagte Purba, die sechs Jahre als ökumenische Mitarbeiterin in der rheinischen Kirche tätig war. Anfangs sei sie selbst dort auch auf Ablehnung gestoßen.

„Am besten kommen wir zusammen, wenn wir uns gegenseitig von uns selbst, unseren Biografien, Wünschen, Hoffnungen, Ängsten erzählen oder auch davon lesen oder hören“, sagte Alena Höfer. Die Fachreferentin für Frauenpolitik und intersektionaler Feminismus, Institut Kirche und Gesellschaft der EKvW, hält es auch für zwingend richtig, Konflikte anzugehen und mitunter nach Lösungen zu ringen. Wir dürfen nicht schweigen, sondern sind gerade dazu aufgerufen, mitzugestalten.“ Im innerkirchlichen Diskurs, aber auch mit klaren Botschaften in die Gesellschaft, sieht sie Potential und auch Verantwortung ihrer Kirche für mehr Vielfalt.

Weiter machte Höfer deutlich, worauf es bei dem Prozess „Kirche in Vielfalt“ ankommt und zitierte aus dem vorliegenden Papier dazu: „Interkulturelle Entwicklung in der westfälischen Kirche setzt voraus, dass sich Gemeinden, Kirchenkreise und Landeskirche als lernende Organisationen begreifen, die die nächsten Schritte mit hoher Sensibilität und der Bereitschaft zur eigenen Veränderung gestalten.“ Das sei ein großer Anspruch, der sich in der Praxis noch erweisen müsse. Die Synode will dazu Beschlüsse fassen. Mit der Einbringung des Themas bei der Synodaltagung an diesem Montag ist aber auch klar: Der Prozess wird damit nicht aufhören.

Mehr zum Thema auch unter: Vielfalt gestalten und erproben – oikos-Institut.

Foto (v.l.n.r.): Ökumene-Dezernent Dr. Albrecht Philipps begrüßte als ökumenische Gäste die Pfarrerinnen Dr. Vera Love und Mika Purba sowie Ephorus Dr. Robin Butarbutar.

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Kirche in Vielfalt: Begegnung mit ökumenischen Gästen stimmt auf Landessynode ein

Rund 60 Teilnehmende aus ganz Westfalen kamen zusammen, um sich im Vorfeld der Landessynode auf das Thema einzustimmen. Impulse und Workshops dazu gab es von Ephorus Dr. Robin Butarbutar und Pfarrerin Mika Purba aus Indonesien, von der ersten palästinensischen Pfarrerin Sally Azar, von US-Pfarrerin Dr. Velda Love sowie Alena Höfer (EKvW). Zur Konsultation eingeladen hatte der zuständige Ökumene-Dezernent Dr. Albrechte Philipps (Bielefeld) zusammen mit dem landeskirchlichen oikos-Institut für Mission und Ökumene. Das Treffen sollte Impulse für die weiteren Schritte mitgeben, aber auch sensible Aspekte aufzeigen. Die Theologinnen Höfer und Love beklagten im Gottesdienst zur Synodeneröffnung, dass in vielen Gesellschaften „antidemokratische, menschenfeindliche und lebenszerstörende Haltungen wieder lauter werden.“

Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen machten alle Gäste in ihren Impulsen zur Konsultation deutlich, dass es mehr Verständigung und mehr Verständnis füreinander braucht. Menschen anderer Herkunft wollten in ihrem jeweiligen Land oft genauso leben wie die meisten anderen dort auch. Die Kirche sollte sie als Geschwister willkommen heißen.

„Keiner macht es besser“, sagte die Theologin aus der Partnerkirche United Church of Christ (UCC), Velda Love, die mit ihrer Initiative „Join the Movement Toward Racial Justine campaign” Strategien gegen Rassismus vorstellte. Sie forderte zugleich, Menschen nicht zu kategorisieren, also zu unterteilen. Alle seien unabhängig von ihrer Hautfarbe und Herkunft gleichwertige Menschen. Es gebe keine Minderheit oder Mehrheit zwischen Menschen. „Diese Kategorien gehören abgeschafft.“

Die palästinensische Pfarrerin Azar berichtete von den schwierigen Bedingungen ihrer Arbeit im Heiligen Land und in Gaza. Ihre Kirche versuche weiterhin, für alle Menschen dazu zu sein. Vor zwei Jahren noch seien Gespräche zwischen Menschen verschiedener Herkunft möglich gewesen. Jetzt aber „steht die Politik den Menschen im Wege“, beschrieb sie die aktuelle Lage. Derzeit sei kein Weg erkennbar, „wie wir weiter miteinander reden können.“

Dennoch pflichtete Azar ihrer Kollegin Love bei und rief Christ*innen dazu auf, sich vielmehr als Geschwister untereinander beizustehen und zu unterstützen. Wichtig sei das Miteinander, um Solidarität und Gerechtigkeit zu zeigen und nicht eine „perfekte Arbeit“. Die Aufarbeitung der Vergangenheit sei oft schwierig und kritisches Denken dürften daher nicht aufhören, um Fehler nicht zu wiederholen „Wir machen es unterschiedlich, müssen neu lernen voneinander, um ein besseres Verständnis zu erreichen.“

Für Ephorus Dr. Robin Butarbutar ist bei einer interkulturellen Entwicklung auch die richtige Wortwahl wichtig, um auch so keine Ängste entstehen zu lassen. Alle seien von Gott dazu eingeladen, aktiv zum Aufbau und zur Gestaltung einer gerechten Welt mitzuwirken und pluralistisch zu denken: „Ein jeder und jede mit gleichem Wert und gleichem Recht, wenn auch mit unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben.“ Gegenseitiges Verständnis brauche allerdings Zeit. Eine Rückkehr zu alten Paradigmen von Abschottung, Rassismus und Diskriminierung führten jedoch nicht zu Lösungen. Auch der Ephorus der indonesischen Partnerkirche appellierte an Gemeinschaft der Gläubigen, stärker zusammenzuhalten.

Die Ökumene-Beauftrage der indonesischen Kirche, Pfarrerin Mika Purba, sagte: „Vielfalt wird bei uns als Geschenk Gottes verstanden, das die Kirche bereichert, aber auch herausfordert, Brücken zu bauen. Wir erkennen die unterschiedlichen kulturellen, sozialen und individuellen Dimensionen an, die jede Person in die Gemeinschaft einbringt.“ Vielfalt bereichert ihrer Erfahrung nach die Gemeinschaft, das gemeinsame Leben und auch gegenseitigen Respekt.
Über Konflikte, Spannungen und Missverständnisse müsse offen gesprochen werden. Es bestehe manchmal die Gefahr, dass bestimmte Gruppen ausgeschlossen oder marginalisiert werden, sei es aufgrund kultureller, sozialer oder wirtschaftlicher Unterschiede, sagte Purba, die sechs Jahre als ökumenische Mitarbeiterin in der rheinischen Kirche tätig war. Anfangs sei sie selbst dort auch auf Ablehnung gestoßen.

„Am besten kommen wir zusammen, wenn wir uns gegenseitig von uns selbst, unseren Biografien, Wünschen, Hoffnungen, Ängsten erzählen oder auch davon lesen oder hören“, sagte Alena Höfer. Die Fachreferentin für Frauenpolitik und intersektionaler Feminismus, Institut Kirche und Gesellschaft der EKvW, hält es auch für zwingend richtig, Konflikte anzugehen und mitunter nach Lösungen zu ringen. Wir dürfen nicht schweigen, sondern sind gerade dazu aufgerufen, mitzugestalten.“ Im innerkirchlichen Diskurs, aber auch mit klaren Botschaften in die Gesellschaft, sieht sie Potential und auch Verantwortung ihrer Kirche für mehr Vielfalt.

Weiter machte Höfer deutlich, worauf es bei dem Prozess „Kirche in Vielfalt“ ankommt und zitierte aus dem vorliegenden Papier dazu: „Interkulturelle Entwicklung in der westfälischen Kirche setzt voraus, dass sich Gemeinden, Kirchenkreise und Landeskirche als lernende Organisationen begreifen, die die nächsten Schritte mit hoher Sensibilität und der Bereitschaft zur eigenen Veränderung gestalten.“ Das sei ein großer Anspruch, der sich in der Praxis noch erweisen müsse. Die Synode will dazu Beschlüsse fassen. Mit der Einbringung des Themas bei der Synodaltagung an diesem Montag ist aber auch klar: Der Prozess wird damit nicht aufhören.

Mehr zum Thema auch unter: Vielfalt gestalten und erproben – oikos-Institut.

Foto (v.l.n.r.): Ökumene-Dezernent Dr. Albrecht Philipps begrüßte als ökumenische Gäste die Pfarrerinnen Dr. Vera Love und Mika Purba sowie Ephorus Dr. Robin Butarbutar.

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