Begegnung mit jüdischer Theologie
Studienkreis „Kirche und Israel“ befasst sich mit dem Verhältnis von Judentum und Christentum
In der Evangelischen Theologie in Deutschland hat nach der Schoah, dem millionenfachen Mord an Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus, ein Prozess des Umdenkens im Hinblick auf die Beziehung zum Judentum eingesetzt. Die Geschichte und Theologie der Kirchen wurden selbstkritisch hinterfragt: Warum hat sich die evangelische Kirche mehrheitlich nicht gegen die Ausgrenzung und Ermordung von Jüdinnen und Juden gewehrt? Welche Traditionen und Interpretationen haben einer judenfeindlichen Auslegung der Bibel Vorschub geleistet?
Ein Meilenstein dieser kirchlichen Neuausrichtung war der Synodalbeschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ vom 11. Januar 1980. Dort bekennt sich die rheinische Kirche zur „Mitverantwortung und Schuld der Christenheit in Deutschland am Holocaust“. Als Akt der Neubesinnung wird dann unter anderem festgehalten: „Wir glauben die bleibende Erwählung des jüdischen Volkes als Gottes Volk und erkennen, dass die Kirche durch Jesus Christus in den Bund Gottes mit seinem Volk hineingenommen ist.“
Auf derselben Linie liegt die 2005 geänderte Kirchenordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). In ihrem ersten Artikel wird nun explizit auf das Verhältnis von Judentum und Christentum Bezug genommen: Die Evangelische Kirche von Westfalen handelt„… im Vertrauen auf den dreieinigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der Israel zu seinem Volk erwählt hat und ihm die Treue hält, der in dem Juden Jesus, dem gekreuzigten und auferstandenen Christus, Menschen zu sich ruft und durch den Heiligen Geist Kirche und Israel gemeinsam zu seinen Zeugen und zu Erben seiner Verheißung macht.“
Den Prozess der Neuausrichtung initiierten, begleiteten und formten auch Lehrende an den theologischen Fakultäten im Gebiet der rheinischen und westfälischen Kirche, unter ihnen Klaus Wengst, Frank Crüsemann, Bertold Klappert und Jürgen Ebach. Ihnen war klar, dass das Umdenken auch Konsequenzen für die Ausbildung der angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Religionslehrerinnen und Religionslehrer haben muss. Programmatisch heißt es dann auch in einem kirchlichen Diskussionspapier der EKvW, der sogenannten Hauptvorlage „Gott hat sein Volk nicht verstoßen“ von 1999: „Alle Studierenden der Theologie sollen im Studium eine Begegnung mit jüdischer Theologie erfahren. […] Mindestens an einer Stelle im Studium sollte das Verhältnis von Judentum und Christentum explizit vorkommen und also zum Regelbestandteil des Studiums werden.“
Das Theologiestudium ist entgegen den damaligen Vorsätzen nach wie vor möglich, ohne im Studium „eine Begegnung mit jüdischer Theologie“ zu erfahren. Daher ist es umso wichtiger, dass sich Lehrende der Universitäten und Hochschulen zusammen mit den Beauftragten der NRW-Kirchen schon vor Jahren zu einem Studienkreis „Kirche und Israel“ zusammengeschlossen haben. Der Studienkreis veranstaltet jährlich eine mehrtägige Fachtagung, die sich besonders an Studierende der christlichen Theologie oder Religionslehre richtet, aber von allen Interessierten besucht werden kann.
Professor Martin Vahrenhorst ist Vorsitzender des Studienkreises „Kirche und Israel“. Der Hochschullehrer für Bibelwissenschaften in der Fachrichtung Evangelische Theologie an der Universität Saarbrücken erklärt im Interview, welche Bedeutung der Studienkreis hat.
Über die Aufgabe des Studienkreises „Kirche und Israel“ hat auch die Evangelische Wochenzeitung „Unsere Kirche“ berichtet.
Begegnung mit jüdischer Theologie

Studienkreis „Kirche und Israel“ befasst sich mit dem Verhältnis von Judentum und Christentum
In der Evangelischen Theologie in Deutschland hat nach der Schoah, dem millionenfachen Mord an Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus, ein Prozess des Umdenkens im Hinblick auf die Beziehung zum Judentum eingesetzt. Die Geschichte und Theologie der Kirchen wurden selbstkritisch hinterfragt: Warum hat sich die evangelische Kirche mehrheitlich nicht gegen die Ausgrenzung und Ermordung von Jüdinnen und Juden gewehrt? Welche Traditionen und Interpretationen haben einer judenfeindlichen Auslegung der Bibel Vorschub geleistet?
Ein Meilenstein dieser kirchlichen Neuausrichtung war der Synodalbeschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ vom 11. Januar 1980. Dort bekennt sich die rheinische Kirche zur „Mitverantwortung und Schuld der Christenheit in Deutschland am Holocaust“. Als Akt der Neubesinnung wird dann unter anderem festgehalten: „Wir glauben die bleibende Erwählung des jüdischen Volkes als Gottes Volk und erkennen, dass die Kirche durch Jesus Christus in den Bund Gottes mit seinem Volk hineingenommen ist.“
Auf derselben Linie liegt die 2005 geänderte Kirchenordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). In ihrem ersten Artikel wird nun explizit auf das Verhältnis von Judentum und Christentum Bezug genommen: Die Evangelische Kirche von Westfalen handelt„… im Vertrauen auf den dreieinigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der Israel zu seinem Volk erwählt hat und ihm die Treue hält, der in dem Juden Jesus, dem gekreuzigten und auferstandenen Christus, Menschen zu sich ruft und durch den Heiligen Geist Kirche und Israel gemeinsam zu seinen Zeugen und zu Erben seiner Verheißung macht.“
Den Prozess der Neuausrichtung initiierten, begleiteten und formten auch Lehrende an den theologischen Fakultäten im Gebiet der rheinischen und westfälischen Kirche, unter ihnen Klaus Wengst, Frank Crüsemann, Bertold Klappert und Jürgen Ebach. Ihnen war klar, dass das Umdenken auch Konsequenzen für die Ausbildung der angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Religionslehrerinnen und Religionslehrer haben muss. Programmatisch heißt es dann auch in einem kirchlichen Diskussionspapier der EKvW, der sogenannten Hauptvorlage „Gott hat sein Volk nicht verstoßen“ von 1999: „Alle Studierenden der Theologie sollen im Studium eine Begegnung mit jüdischer Theologie erfahren. […] Mindestens an einer Stelle im Studium sollte das Verhältnis von Judentum und Christentum explizit vorkommen und also zum Regelbestandteil des Studiums werden.“
Das Theologiestudium ist entgegen den damaligen Vorsätzen nach wie vor möglich, ohne im Studium „eine Begegnung mit jüdischer Theologie“ zu erfahren. Daher ist es umso wichtiger, dass sich Lehrende der Universitäten und Hochschulen zusammen mit den Beauftragten der NRW-Kirchen schon vor Jahren zu einem Studienkreis „Kirche und Israel“ zusammengeschlossen haben. Der Studienkreis veranstaltet jährlich eine mehrtägige Fachtagung, die sich besonders an Studierende der christlichen Theologie oder Religionslehre richtet, aber von allen Interessierten besucht werden kann.
Professor Martin Vahrenhorst ist Vorsitzender des Studienkreises „Kirche und Israel“. Der Hochschullehrer für Bibelwissenschaften in der Fachrichtung Evangelische Theologie an der Universität Saarbrücken erklärt im Interview, welche Bedeutung der Studienkreis hat.
Über die Aufgabe des Studienkreises „Kirche und Israel“ hat auch die Evangelische Wochenzeitung „Unsere Kirche“ berichtet.