Kamerun

Afrika im Kleinen

Kamerun, das etwa 1,3 mal so groß wie Deutschland ist und etwa 20,5 Millionen Einwohner hat, liegt in Zentralafrika und grenzt an Nigeria, den Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Gabun, Äquatorialguinea und den Atlantischen Ozean durch die Buch von Bonny. Das südliche Drittel gehört zum tropischen Regenwaldgürtel, im Norden herrscht Steppenklima mit kurzer Regenzeit und dazwischen befindet sich eine Zone mit Savannenklima und längerer Regenzeit.

Neben den Amtssprachen Französisch und Englisch werden entsprechend der Vielzahl der in Kamerun lebenden ethnischen Gruppen über 230 lokale Sprachen und Dialekte gesprochen. In der Hauptstadt, Jaunde leben rund 1,3 Millionen Einwohner. 42 Prozent der kamerunischen Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt und vier Prozent sind über 65 Jahre.

Kamerun gilt als politisch stabiles Land in einer instabilen Region. Es ist die siebtgrößte Wirtschaftsnation in Afrika südlich der Sahara und ist reich an natürlichen Ressourcen und Bodenschätzen wie Erdöl, Bauxit, Kobalt, Nickel und Uran. Die Hälfte Kameruns ist von Wald bedeckt und so ist Holz neben Mineralöl, Kaffee und Kakao das bedeutendste Exportprodukt.

Problem Korruption

Die Industrialisierung ist bisher wenig vorangeschritten. Gründe dafür liegen in einer schwerfälligen Verwaltung, unzureichender Rechtssicherheit, mangelnder Infrastruktur und in der allgegenwärtigen Korruption. Im Korruptionswahrnehmungsindex 2013 von Transparency International erreichte Kamerun nur Rang 144 von 177 ausgewerteten Ländern.

Etwa 40 Prozent der Bevölkerung lebt unter der nationalen Armutsgrenze, etwa 13 Prozent sind unterernährt, die Lebenserwartung liegt bei 55 Jahren. Die offizielle Arbeitslosenquote ist mit 3,8 Prozent zwar recht niedrig, allerdings gelten etwa zwei Drittel der Erwerbstätigen als unterbeschäftigt.

Viele Selbstversorger

Sie arbeiten vor allem als Selbstversorger in der Landwirtschaft oder als Kleinstunternehmer im informellen Sektor ohne Sozialversicherung und ohne Schutz durch das Arbeitsrecht. Das Gesundheits- sowie das Bildungssystem sind nur schwach ausgebaut. Besonders die ländliche Bevölkerung, Frauen und Menschen mit geringem Einkommen sind medizinisch deutlich unterversorgt. Malaria sowie der fehlende Zugang zu frischem Wasser stellen besondere Gesundheitsgefährdungen dar. Nur drei Viertel der Bevölkerung verfügen über mindestens 20 Liter Wasser pro Kopf und Tag aus einer Quelle, die höchstens einen Kilometer vom Wohnort entfernt liegt. Trotz der Schulpflicht sind ein Viertel der Kameruner Bevölkerung Analphabeten. Die Einschulungsquote beträgt 79 Prozent, jedoch besteht ein starkes Süd-Nord-Gefälle. Der Besuch der staatlichen Schulen ist zwar offiziell kostenfrei, aber die Eltern müssen die Kosten für Schulmaterial, Uniformen und Pausenverpflegung tragen, was die Familien häufig vor große finanzielle Herausforderungen stellt, besonders da meistens mehrere Kinder versorgt werden müssen.

Mehr als 80 Kinder pro Schulklasse

Ein weiteres Problem sind die großen Klassenstärken mit über 80 Kindern pro Schulklasse. Deutschland ist seit mehr als 50 Jahren in Kamerun entwicklungspolitisch aktiv. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit liegen in den Bereichen Schutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, Dezentralisierung, gute Regierungsführung, lokale und ländliche Entwicklung sowie Unterstützung im Bereich Mutter-Kind-Gesundheit.

Weitere Informationen finden auf den Internetseiten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), des Auswärtigen Amtes und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Auch im Zusammenspiel der verschiedenen Religionen ist Kamerun von Stabilität und einem guten Miteinander geprägt. Jeweils ein Viertel der Bevölkerung sind Katholiken oder Protestanten, ein Fünftel sind Muslime und die übrigen gehören traditionellen west- und zentralafrikanischen Religionen oder zunehmend auch Erweckungsbewegungen an. Die Kameruner Baptisten unterhalten seit über 100 Jahren enge Beziehungen zum deutschen Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Der Norden Kameruns ist deutlich muslimisch geprägt.

In Kamerun leben Menschen sehr vieler verschiedener Ethnien friedlich miteinander und auch das Zusammenleben der verschiedenen Religionsgemeinschaften ist von einem friedlichen Miteinander geprägt. In der letzten Zeit werden aber Konflikte der angrenzenden Länder massiv nach Kamerun hineingetragen. Ebenso sieht Kamerun sich der Herausforderung gegenüber, eine große Zahl von Flüchtlingen aus den Nachbarländern aufzunehmen. Lesen Sie dazu den Bericht von David Wafo, Referent der VEM in Daressalam.

Die Eglise Evangélique du Cameroun (EEC) ist die offizielle Partnerkirche der Evangelischen Kirche von Westfalen. Viele diakonische Einrichtungen, wie Gesundheitsstationen und Schulen, prägen die EEC – vor allem prägt aber die Musik das kirchliche Leben: Bis zu zwölf Chöre singen in einer Gemeinde an jedem Sonntag im Gottesdienst.

Ihre Wurzeln reichen bis in die Zeit der Ankunft des ersten Missionars zurück, dem aus Jamaika kommenden Sohn kamerunischer Sklaven Joseph Merrick. Bedingt durch die Kolonialmächte wechselte die Verantwortung der Missionswerke und auch die konfessionelle Ausrichtung der Kirche, so dass die Eglise Evangélique du Cameroun (EEC) mit der Eigenständigkeit 1957 in gewisser Hinsicht eine „unierte“ Kirche wurde, da sie sowohl reformierte als auch lutherische Traditionen in sich vereint.

Gegenwärtig besteht die EEC aus 21 Kirchenkreisen mit 350 Pastorinnen und Pastoren sowie 700 Evangelistinnen und Evangelisten, bei gut 3,5 Millionen Mitgliedern. Die Synode 2014 hat zum ersten Mal zwei Pfarrerinnen zu Superintendentinnen berufen. Dass die EEC eine sehr ausgeprägt diakonisch tätige und eine bis heute wachsende Kirche ist, zeigt sich an den vielen diakonischen Einrichtungen der EEC.

700 Kilometer, vom Ngaoundéré im Süden bis an die Grenze zum Tschad im Norden – so erstreckt sich der Kirchenkreis Grand Nord. Starke Niederschläge führen oft dazu, dass Kirchen im Wettlauf mit der Zeit gebaut werden müssen – nur in den größeren Orten wie Garoua stehen stabil gemauerte große Kirchen, wie hier die Martin-Luther-Kirche. Jüngst belebte ein internationales Chorprojekt die westfälische Partnerschaft nach Kamerun.

Seit 1996 sind der Kirchenkreis Grand Nord und der Evangelische Kirchenkreis Soest über die Vereinte Evangelische Mission (VEM) in einer Partnerschaft miteinander verbunden.

Der Kirchenkreis Grand Nord reicht über eine Ausdehnung von über 700 Kilometer von Ngaoundéré im Süden bis an die Grenze zum Tschad im Norden. An vielen kleinen Orten versuchen die Menschen, in Eigeninitiative Kirchen zu bauen, die aber häufig durch die starken Regenfälle während der Regenzeit zerstört werden.

Stabil gemauerte Kirchen stehen nur in großen Orten

In den größeren Städten wie Garoua gibt es sehr ansprechend gestaltete stabil gemauerte große Kirchen.

Das Manfred-Selle-Gesundheitszentrum steht bewusst in einem sehr armen Bereich von Garoua. (Foto: W. Bell)
Mangelnde Gesundheitsversorgung, häufig fehlender Zugang zu sauberem Wasser und eine unzureichende Versorgung im Schulbereich sind die größten Herausforderungen im Grand Nord.

Zukunftsprojekte der Partnerschaft

Im Rahmen der Partnerschaft wurden daher bisher besonders Projekte im Bereich Bildung und Gesundheit unterstützt.

Das größte Projekt dieser Art war der Bau einer Schule in Mora in der Provinz Extrème Nord am Rande der Sahelzone. Die Schule, die aus der Eigeninitiative eines Lehrers und einiger Eltern erwuchs, erhielt inzwischen sechs Klassenräume, in denen gut 250 Kinder unterrichtet werden.

Eine der besten Schulen Kameruns

Die Schule hat nicht nur die staatliche Anerkennung erhalten, sondern sie zählt inzwischen zu den besten des Landes. Für alle Konfessionen offen wird sie auch von Muslimen besucht und ist damit zugleich ein Friedenswerk im Dialog der Religionen.

Auch im Grand Nord gehört Musik zum Leben und ganz besonders zur Feier von Gottesdiensten dazu. Im Sommer 2014 wurde zum ersten Mal in Kooperation mit dem Kirchenkreis Arnsberg und seinem Partnerkirchenkreis Ihembe in Tansania ein internationales Chorprojekt mit 40 jungen Sängerinnen und Sängern aus den vier Kirchenkreisen durchgeführt.

Chorprojekt großer Erfolg

Die Begeisterung, die sich innerhalb des Chores vom ersten Moment der Begegnung an unter den Mitmachenden einstellte und die bei den Auftritten auch auf die BesucherInnen übersprang, ließ das Projekt zu einem vollen Erfolg werden. Es war erlebbar, dass Musik und das damit verbundene Lob Gottes über alle Grenzen verbindet.

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