Indonesien
Spuren zu 14 Kirchen
Mit zwei Millionen Quadratkilometern, 17.508 Inseln und rund 274 Millionen Menschen ist Indonesien der größte Inselstaat und das viertbevölkerungsreichste Land der Erde mit einer Fülle an Ethnien, Sprachen und Religionen.
Diese Diversität wird national zusammengefasst in dem Prinzip der Pancasila (5 Regeln) und als „Einheit in Vielfalt“ verstanden.
Demokratie von zunehmenden geo-politischen Interesse
Indonesien ist seit 1945 eine Präsidialrepublik, die seit 2004 als demokratischer Staat anerkannt ist und zunehmend an geo-politischem Gewicht gewinnt. Die Positionierung als “blockfrei und neutral“ als Kennzeichen der Außenpolitik trägt dazu bei. In seiner zweimaligen Amtszeit hat Präsident Joko Widodo für politische Stabilität und wirtschaftlichen Wachstum gesorgt. Jedoch gibt es weiterhin ein starkes Fortschrittsgefälle in den einzelnen Regionen und große soziale Unterschiede.
Präsidentschaftswahl 2024
Mit der Wahl von Prabowo Subianto Februar 2024 zum Präsidenten gibt es Sorgen um eine weitere Erosion demokratischer Strukturen. Zum einen soll der Exgeneral für Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen im Militär verantwortlich sein und zum anderen wächst mit ihm als Schwiegersohn des früheren Diktators Suharto und der Aufstellung des Sohnes Widodos als sein Stellvertreter die Befürchtung einer erneuten Machtkonzentration auf einige Familien.
Menschenrechte und Umweltschutz
Trotz der demokratischen Grundordnung führen Korruption und juristische wie administrative Willkür und die weitgehende Straflosigkeit von Verbrechen des Militärs immer wieder zu massiven Menschenrechtsverletzungen, Landraub und Einschränkung persönlicher Freiheit.
Weil der wirtschaftliche Aufschwung vor Klima- und Umweltschutz steht, kommt es zu großflächigen Rodungen von Regenwäldern zugunsten des wirtschaftlich lukrativeren Palmölanbaus in riesigen Monokulturen, der Vermüllung von Flüssen und Städten usw.. Die enorme Umweltzerstörung in West Papua durch die Gold- und Kupfermine der Firma Freeport (größter Steuerzahler Indonesiens) ist dafür ein besonders deutliches Beispiel. Die traditionelle Nutzung und Bedeutung des Waldes für die lokale Bevölkerung finden dabei oftmals keine Beachtung.
Biodiversität
Insgesamt besticht die Natur Indonesiens durch ihre enorme Artenvielfalt in Flora und Fauna. Zwei von fünf weltweiten Biodiversitäts-Hotspots sind hier zu finden und noch zählen die Regenwälder zu den Lungen der Erde. Durch die geographische Lage am pazifischen Feuerring sind Naturereignisse wie Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche häufig.
Toleranz der Religionen
Das erste Prinzip der Pancasila beinhaltet den Glauben an einen Gott und daraus abgeleitet eine Toleranz unter den Religionen. Obgleich andere Religionen auch weiter praktiziert werden, sind nur folgende sechs staatlich anerkannt: Islam, Protestantismus, Katholizismus, Buddhismus, Konfuzianismus und Hinduismus.
Mit rund 230Millionen Mitgliedern ist der Islam die stärkste Glaubensrichtung und Indonesien das Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung.
Vielfalt der Kirchen
Obwohl deutlich mehr Minarette als Kirchtürme in den indonesischen Himmel ragen, regt sich auf der Erde eine bunte Vielfalt verschiedener Kirchen. Von den etwa 28 Millionen Christ*innen sind ca. 70% evangelisch und 30% römisch-katholisch. Die europäische Missionsbewegung des 19. Jahrhunderts hat in dem ehemaligen Kolonialreich zahlreiche evangelische Gemeinden entstehen lassen, die heute selbständige Mitgliedskirchen sowohl im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) als auch der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) sind.
Der indonesische Kirchenrat PGI vertritt 95 selbstständige evangelische Kirchen und damit 85 Prozent aller Protestanten im Inselstaat. Neben regional wirkenden Kirchen gründen die sogenannten „Parish Building Churches“ aufgrund ihrer Herkunft und Tradition auch weit außerhalb ihrer eigentlichen Heimat Gemeinden und tragen so zu einem vielgestaltigen evangelischen Leben im Land bei.
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Mit 21.000 Mitgliedern, 40 Pastoren und 60 Gemeinden ist die Reformierte Christliche Kirche in Nord-Zentral-Java (GKJTU) zwar klein, aber sehr rege: Missionarisch, fest im Glauben, stark in der Gemeinschaft! Gebunden an den Heidelberger Katechismus beteiligt sie sich an der Entwicklung der indonesischen Gesellschaft im Schul- und Bildungswesen sowie dem interreligiösen Dialog mit Muslimen.
Die im 19. Jahrhundert entstandene Reformierte Christliche Kirche in Ost-Java zählt heute etwa 135.000 Christen in 162 Gemeinden. In den Großstädten Malang und Surabaya engagiert sie sich mit Schulen und Krankenhäusern besonders im Bildungs- und Gesundheitswesen, während sie auf dem Land ihre Gemeindeglieder in Wirtschaftsfragen schult.
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Die Christlich–Protestantische Kirche auf Nias ist auf der gleichnamigen Insel nordwestlich von Sumatra beheimatet. Sie hat aber auch Gemeinden auf Sumatra und Java. Die Insel Nias war schwer betroffen vom Tsunami 2004 und einem Erdbeben 2005. Ein Schwerpunkt der Arbeit der BNKP liegt in Aus- und Weiterbildungsprogrammen und in der Kinderarbeit.
Die Evangelische Kirche im Papua-Land ist mit über 650.000 Mitgliedern die größte in den beiden östlichsten Provinzen Indonesiens.
Die Christlich-Protestantische Angkola-Kirche ist mit ca. 28.000 Mitgliedern vergleichsweise klein. In ihren Gemeinden auf Sumatra und Java setzt sie Schwerpunkte im interreligiösen Dialog, in der diakonischen Arbeit und im Gesundheitswesen. Durch ein Wiederaufforstungsprogramm will sie dem fortwährenden Verlust des Waldes entgegenwirken.
Die etwa 26.500 Mitglieder der Christlich-Protestantischen Mentawai-Kirche leben auf den Mentawai – Inseln vor der Westküste Sumatras. Diese Inseln wurden von Erdbeben und Tsunami schwer getroffen. So sind der Wiederaufbau und die Trauma-Arbeit wichtige Arbeitsschwerpunkte der Kirche. Weitere Schwerpunkte liegen in der Bildungsarbeit und im Gesundheitsbereich.
Die Christlich-Protestantische Pakpak Dairi Kirche ist der VEM-Gemeinschaft im Jahr 2012 beigetreten und damit ihr jüngstes Mitglied. Ihre 141 Gemeinden sind in Nordsumatra beheimatet. Im kirchlichen Leben und in den Gottesdiensten wird die Pakpak-Kultur und die Pakpak-Sprache gepflegt.
Die Christlich-Protestantische Simalungun-Batak-Kirche hat ihren Schwerpunkt in Nordsumatra. Einige ihrer fast 600 Gemeinden liegen auf Java und Kalimantan. Die Kirche ist besonders aktiv in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit, sie engagiert sich auch in Fragen der Gesundheit, der Umwelt und des Klimawandels.
Die Christlich-Bataksche Gemeinschaftskirche hat ihr Zentrum in Jakarta, sie hat aber auch Gemeinden auf Sumatra, insgesamt besteht sie aus 46 Gemeinden. Neben Programmen für Frauen, Kinder und Jugendliche möchte die Kirche sich im Bereich Kreditgemeinschaften engagieren.
Die Huria Kristen Indonesia ist mit ihren etwa 325.000 Mitgliedern auf Sumatra, Java und Batam tätig. Für die etwa 700 Gemeinden arbeiten 110 Pfarrer und Pfarrerinnen.