DR Kongo
Mit mehr als 2,3 Millionen Quadratkilometern ist die Demokratische Republik (DR) Kongo der zweitgrößte Staat Afrikas und damit so groß wie ganz Westeuropa von Schottland bis Sizilien. Entsprechend der enormen Ausdehnung beheimatet das Land mehr als 200 verschiedene Ethnien mit eigenen Sprachen und Traditionen, aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte aber nur etwa 81 Millionen Einwohner. Das Bevölkerungswachstum zählt mit fast drei Prozent zu den höchsten der Welt, aufgrund mangelhafter Gesundheitsversorgung ist allerdings die Kindersterblichkeit mit 77 Todesfällen bei 1.000 Geburten erschreckend hoch (Deutschland: 3,5/1.000) und die Lebenserwartung mit 55 Jahren sehr niedrig.
Politische Unruhen führten in den vergangenen Jahren zu einer bis heute anhaltenden Landflucht, sodass der Großraum der Hauptstadt Kinshasa mittlerweile rund zwölf Millionen Einwohner zählt. Der 4.300 km lange Kongofluss und das von ihm umschlossene Kongobecken mit rund 60 Prozent der Landfläche haben dem Land seinen Namen gegeben, das von dem kleineren Nachbarstaat Republik Kongo (Kongo-Brazzaville) zu unterscheiden ist.
Die geographische Lage am Äquator bewirkt ein sehr warmes, tropisches Feuchtklima, das zu einer vielfältigen fruchtbaren Vegetation führt und den Anbau von Ananas, Bananen, Kaffee, Kakao, Papaya und Reis ermöglicht. Die von illegaler Rodung und Wilderei gefährdeten Regenwälder des Kongobeckens beheimaten über 10.000 Pflanzenarten, darunter auch die für den Export begehrten Hölzer Kambala, Kautschuk und Wengé, mehr als 400 Säugetierarten, unter ihnen die von Ausrottung bedrohten Menschenaffen Bonobos und Gorillas sowie mehr als 1.000 Vogelarten. Überdies zählt die DR Kongo zu den rohstoffreichsten Ländern der Erde mit beachtlichen Vorkommen an Coltan, Diamanten, Gold, Kupfer, Wolfram, Zinn sowie Erdöl und Erdgas.
Doch im scharfen Kontrast zu dieser Fülle ist der Kongo eines der ärmsten Länder der Welt (Paradox of Plenty). Im Human Development Index (HDI) der UNO rangiert es auf einem der unteren Plätze und wird zu den sog. Fragilen Staaten gezählt. Für einen Großteil der Menschen im Kongo bedeutet dies ein ungeschütztes Leben in strohgedeckten Lehmhäusern ohne Strom- und Wasserversorgung, ohne medizinische Hilfe und soziale Absicherung bei Behinderung, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Alter, oftmals ohne Chance auf Schul- und Berufsausbildung – und viel zu oft ein leerer Magen: Hunger und Mangelernährung mit gesundheitlichen Schäden für Neugeborene und Kinder. Gründe für diesen erschreckenden Entwicklungsstand sind sowohl jahrzehntelange Ausbeutung und wirtschaftliche Plünderung durch die belgische Kolonialmacht als auch politische Wirren und Bürgerkriege mit Sezessionsbestrebungen zu Beginn der Unabhängigkeit, vor allem aber jahrelange Korruption und schlechte politische Führung sowie mehrere ethnisch wie ökonomisch motivierte Kriege in den 1990er Jahren.
Die Situation im Kongo ist durch die zunehmende Auflösung der staatlichen Ordnung, eine erschreckende Eskalation der Gewalt und die eklatante Zunahme an Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnet. Diese sind vor allem in der Weigerung von Staatspräsident Joseph Kabila begründet, nach Ablauf von zwei regulären Amtsperioden zurückzutreten. Seit Dezember 2016 wurden die notwendigen Präsidentschaftswahlen unter fadenscheinigen Gründen verschoben. Nach dem Aufruf der Katholischen Kirche im Dezember 2017 zu friedlichen Protesten gegen die Regierung haben Sicherheitskräfte Gottesdienste massiv gestört und friedliche Demonstrationen von christlichen und muslimischen Gemeinden brutal aufgelöst, etliche Menschen getötet, verletzt und unrechtmäßig verhaftet. Im Februar 2018 hat sich auch die Leitung der Evangelischen Kirche im Kongo mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit gewandt und fordert ein Ende der Gewalttätigkeiten wie die Durchführung verfassungsgemäßer Wahlen. Nähere Informationen auch auf der Homepage des Auswärtigen Amtes.