Aktion „Süß statt bitter“: Bio-solidarische Orangen aus Süditalien

Mit der Orangen-Aktion „Süß statt bitter“ macht die Evangelische Kirche von Westfalen gemeinsam mit vielen anderen Organisationen auf unmenschliche Zustände und moderne Sklaverei bei der Obsternte in Süditalien aufmerksam. Eine Lieferung kam Anfang Dezember 2022 nach Deutschland. Die bio-solidarischen Orangen der Initiative „SOS Rosarno“ aus Kalabrien wurden in Ostwestfalen, im Münsterland sowie auch am Niederrhein und in anderen Regionen verteilt und verkauft.

Die Orangenernte hat dort in der Winterzeit Hochkonjunktur. Die Erntehelfer – rund 2.000 Wanderarbeiter und Geflüchtete – bekommen allerdings nur einen Hungerlohn: etwa 25 Euro für einen langen Tag knochenharter Arbeit. Zudem müssen sie im nasskalten Winter unter erbärmlichsten Bedingungen in Zelten, Containern und Hütten hausen.

Die Aktion „Süß statt bitter“ gibt es seit drei Jahren. Im Dezember 2022 etwa 60 Tonnen Orangen an Welt-, Unverpackt- und Naturkostläden sowie an Kirchen- und Pfarrgemeinden geliefert. In der letzten Saison wurden insgesamt rund 90 Tonnen Früchte verkauft. Dabei kamen mehr als 20.000 Euro zusätzlich an Spenden für Mediterranean Hope (MH), das Geflüchtetenprogramm der Föderation Evangelischer Kirchen Italiens, zusammen.

Die Ausbeutung von Erntehelfern in Europa beklagt der für die Ökumene zuständige landeskirchliche Dezernent, Dr. Albrecht Philipps (Bielefeld). „Die Situation in Kalabrien ist einem Europa unwürdig, das sich für Menschenrechte einsetzt. Es ist erschreckend, dass es solche menschenunwürdigen Zustände gibt.“ Ob Orangen, Zitronen, Tomaten, Paprika, Oliven – Obst und Gemüse wird vielfach in harter Arbeit von Menschen geerntet, die wie „Sklaven“ ausgebeutet werden. Es seien häufig Geflüchtete aus afrikanischen Ländern. „Wir dürfen nicht wegschauen, sondern sind aufgefordert, aktiv zu werden.“ Die UNO habe in ihrem Bericht zu „Wirtschaft und Menschenrechte“ (2021) die Situation der Zwangsarbeit in der Landwirtschaft Italiens scharf kritisiert. Mehr als 400.000 Menschen sind davon betroffen.

Die westfälische Kirche unterstützt mit der Aktion den Verein „SOS Rosarno“, der Bio-Orangen vertreibt. Die Bauern erhalten faire Preise, die Wanderarbeiter den Mindestlohn und eine Sozialversicherung. „Viele Leute sagen, dass unser Projekt außergewöhnlich ist,“ sagt Guiseppe Pugliese, einer der Koordinatoren. „Dabei machen wir uns nur unabhängig von den großen Supermarktketten und Zwischenhändlern, die die Preise diktieren. Wir verkaufen, was wir produzieren, zu einem fairen Preis. Wir schützen so die Umwelt und die Rechte der Erntehelfer, der Produzenten und Verbraucher“.

Ein Teil des Erlöses aus der Orangen-Aktion kommt der Arbeit von Mediterranean Hope in Rosarno zugute. „Mit den Spenden der letzten Aktion konnten wir ein `Haus der Würde´ in San Ferdinando nahe Rosarno einrichten“, berichtet der ehemalige Wanderarbeiter Ibrahim Diabate, der für Mediterranean Hope arbeitet. Dort würden Erntehelfer eine menschenwürdige Unterkunft finden. Zudem sei das Haus ein Treffpunkt für lokale Initiativen. „Im Sommer, wenn die Erntehelfer nicht vor Ort sind, können Touristen gegen eine Spende hier eine Unterkunft finden.“

Die Aktion koordiniert Katja Breyer vom oikos-Institut in Dortmund. „Hierbei wird Mitmenschlichkeit und Solidarität erlebbar“, sagt sie und ist davon beeindruckt, wie viele Menschen das Anliegen unterstützen.

Internet: Orangen-Aktion

 

Spendenkonto der EKvW:

IBAN: DE05 3506 0190 2000 0430 12

BIC: GENODED1DKD (KD-Bank)

Stichwort: Mediterranean Hope Rosarno

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Aktion „Süß statt bitter“: Bio-solidarische Orangen aus Süditalien

Mit der Orangen-Aktion „Süß statt bitter“ macht die Evangelische Kirche von Westfalen gemeinsam mit vielen anderen Organisationen auf unmenschliche Zustände und moderne Sklaverei bei der Obsternte in Süditalien aufmerksam. Eine Lieferung kam Anfang Dezember 2022 nach Deutschland. Die bio-solidarischen Orangen der Initiative „SOS Rosarno“ aus Kalabrien wurden in Ostwestfalen, im Münsterland sowie auch am Niederrhein und in anderen Regionen verteilt und verkauft.

Die Orangenernte hat dort in der Winterzeit Hochkonjunktur. Die Erntehelfer – rund 2.000 Wanderarbeiter und Geflüchtete – bekommen allerdings nur einen Hungerlohn: etwa 25 Euro für einen langen Tag knochenharter Arbeit. Zudem müssen sie im nasskalten Winter unter erbärmlichsten Bedingungen in Zelten, Containern und Hütten hausen.

Die Aktion „Süß statt bitter“ gibt es seit drei Jahren. Im Dezember 2022 etwa 60 Tonnen Orangen an Welt-, Unverpackt- und Naturkostläden sowie an Kirchen- und Pfarrgemeinden geliefert. In der letzten Saison wurden insgesamt rund 90 Tonnen Früchte verkauft. Dabei kamen mehr als 20.000 Euro zusätzlich an Spenden für Mediterranean Hope (MH), das Geflüchtetenprogramm der Föderation Evangelischer Kirchen Italiens, zusammen.

Die Ausbeutung von Erntehelfern in Europa beklagt der für die Ökumene zuständige landeskirchliche Dezernent, Dr. Albrecht Philipps (Bielefeld). „Die Situation in Kalabrien ist einem Europa unwürdig, das sich für Menschenrechte einsetzt. Es ist erschreckend, dass es solche menschenunwürdigen Zustände gibt.“ Ob Orangen, Zitronen, Tomaten, Paprika, Oliven – Obst und Gemüse wird vielfach in harter Arbeit von Menschen geerntet, die wie „Sklaven“ ausgebeutet werden. Es seien häufig Geflüchtete aus afrikanischen Ländern. „Wir dürfen nicht wegschauen, sondern sind aufgefordert, aktiv zu werden.“ Die UNO habe in ihrem Bericht zu „Wirtschaft und Menschenrechte“ (2021) die Situation der Zwangsarbeit in der Landwirtschaft Italiens scharf kritisiert. Mehr als 400.000 Menschen sind davon betroffen.

Die westfälische Kirche unterstützt mit der Aktion den Verein „SOS Rosarno“, der Bio-Orangen vertreibt. Die Bauern erhalten faire Preise, die Wanderarbeiter den Mindestlohn und eine Sozialversicherung. „Viele Leute sagen, dass unser Projekt außergewöhnlich ist,“ sagt Guiseppe Pugliese, einer der Koordinatoren. „Dabei machen wir uns nur unabhängig von den großen Supermarktketten und Zwischenhändlern, die die Preise diktieren. Wir verkaufen, was wir produzieren, zu einem fairen Preis. Wir schützen so die Umwelt und die Rechte der Erntehelfer, der Produzenten und Verbraucher“.

Ein Teil des Erlöses aus der Orangen-Aktion kommt der Arbeit von Mediterranean Hope in Rosarno zugute. „Mit den Spenden der letzten Aktion konnten wir ein `Haus der Würde´ in San Ferdinando nahe Rosarno einrichten“, berichtet der ehemalige Wanderarbeiter Ibrahim Diabate, der für Mediterranean Hope arbeitet. Dort würden Erntehelfer eine menschenwürdige Unterkunft finden. Zudem sei das Haus ein Treffpunkt für lokale Initiativen. „Im Sommer, wenn die Erntehelfer nicht vor Ort sind, können Touristen gegen eine Spende hier eine Unterkunft finden.“

Die Aktion koordiniert Katja Breyer vom oikos-Institut in Dortmund. „Hierbei wird Mitmenschlichkeit und Solidarität erlebbar“, sagt sie und ist davon beeindruckt, wie viele Menschen das Anliegen unterstützen.

Internet: Orangen-Aktion

 

Spendenkonto der EKvW:

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BIC: GENODED1DKD (KD-Bank)

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