Südafrika

Die Regenbogennation am Kap – das ist Südafrika, gelegen am südlichsten Teil des afrikanischen Kontinents. „Die ganze Welt in einem Land“, heißt es vielfach in  Tourismusmagazinen oder Reisekatalogen – und das kommt nicht von ungefähr. Auf einer Fläche von 1.221.037 km² leben mehr als 56.000 Menschen, die elf verschiedene Sprachen sprechen. Verkehrssprache ist Englisch. Die Regierung des Landes sitzt in Johannesburg in der Provinz Gauteng, das Parlament jedoch ist in Kapstadt direkt zwischen dem Atlantischen Ozean im Westen und dem Indischen Ozean im Osten beheimatet und der Oberste Gerichtshof in Bloemfontein im Free State. Staatsoberhaupt und zur gleichen Zeit Regierungschef ist Präsident Cyril Ramaphosa – ein ehemaliger enger Verbündeter von Nelson Madela.

Das Land ist aufgeteilt in neun Provinzen, die kaum unterschiedlicher sein könnten – sowohl die landschaftlichen Merkmale, Klimazone, die wirtschaftliche Nutzung und die Bevölkerungsdichte variieren stark. Besonderer Beliebtheit erfreut sich sicherlich die Provinz am Kap inklusive der Mütter aller Städte: Kapstadt. Von den insgesamt in Südafrika beheimateten mehr als 20.000 verschiedenen Pflanzen, finden sich davon im Westkap etwa 9.000. Die Fynbos-Region ist geprägt von vor allem endemischen Arten und daher botanisch als eines, wenn auch das kleinste, der sechs Pflanzenreiche der Erde definiert – der Capensis, Heimat der Nationalpflanze Protea und des international beliebten Rooibos-Tees.

Nach der Dürre im Jahr 2018 in und um Kapstadt wurden zum widerholten Male die möglichen Folgen für den Klimawandel in der besonderen Region thematisiert. So wächst beispielsweise der Tee aus dem Rotbusch in keiner anderen Region weltweit und sein Anbau ist durch die zunehmend unregelmäßigen Niederschläge stark gefährdet.

Südafrika gehört als einziges afrikanisches Land zu den G20-Wirtschaftsmächten und wird aufgrund seiner dynamischen Wirtschaftsentwicklung zu den BRICS-Staaten gezählt. Es ist eines der Gründungsmitglieder der Vereinten Nationen und der Sitz des Parlaments der Afrikanischen Union befindet sich in Johannesburg-Midrand. Die Universität Kapstadt gilt laut THE als beste Universität Afrikas, die Technische Universität Tshwane in Pretoria ist eine der größten Universitäten des Kontinents. Dennoch lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2017 bei offiziell 27 Prozent und die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 50 Prozent; rund 13 Millionen Menschen sind Sozialhilfeempfänger. Die Gini-Koeffizienten als Maß für das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich bei Einkommen und Konsum gehören jeweils zu den höchsten weltweit. Und das obwohl Südafrika seit Jahren an der Spitze der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder des Kontinents und teilt sich diese Position lediglich mit Nigeria und Ägypten.

Bis weit in das 19. Jahrhundert dominierte die subsistenzwirtschaftliche Nutzung des Landes, was sich nach den ersten Diamantenfunden 1867 am Ufer des Oranje und den wenig später entdeckten Goldadern bei Kimberley rapide ändere. Nach und nach wurden weitere Rohstoffe entdeckt, die mittlerweile für den Globalen Markt von großer Bedeutung sind, wie Platin, Chrom, Eisenerz und Steinkohle. Neben dem Tourismus spielt auch heute noch der Bergbau die größte wirtschaftliche Rolle im Land. Allein vom Reichtum an Ressourcen könnte Südafrika wesentlich besser dastehen, doch häufig beuten internationale Konzerne die Rohstoffquellen aus und der gewinnbringende Verarbeitungsprozess findet nicht im eigenen Land statt. Vor allem der Bergbausektor gerät zunehmend in die Kritik, da die Arbeits- und Menschenrechte in den Abbaugebieten vor allem in der Provinz Mpumalanga wenig beachtet werden. Viele Menschen in Nordrhein-Westfalen sehen nach Stilllegung der Zechen an der Ruhr eine Verpflichtung darin, sich für die Kumpel in Südafrika einzusetzen. Der Himmel über der Ruhr ist wieder blau, nur das darf das Leiden der Menschen im Süden verstärken, die stattdessen unseren Energiehunger stillen, heißt es. Mit der Provinz Mpumalanga verbindet Nordrhein-Westfalen noch mehr: Beide sind neben dem Bergbau stark von der Agrarindustrie geprägt und seit dem Ende der Apartheid wurde die Zusammenarbeit sogar in eine Memorandum of Understanding verfasst.

Die Politik der konsequenten Rassentrennung wurde bereits nach Gründung der Südafrikanischen Union im Jahre 1910 durch ein Bündel von Gesetzen eingeleitet, die alle die Rechte der schwarzen Bevölkerungsmehrheit immer weiter beschnitten. Der „Mines and Works Act“ von 1911 verpflichtete Schwarze zum Beispiel, ausschließlich niedere Arbeiten zu verrichten und garantierte damit die Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte. Im Jahr 1948 begann die rechtskonservative Nationale Partei (Nasionale Party) der Buren Gesetze zu verabschieden, welche die Segregation verschiedener Bevölkerungsgruppen schärfer definierte und weiter durchsetzte. Mit der Verabschiedung dieser Gesetze wurde die Rassendiskriminierung in Südafrika, die Apartheid, auf systematische Art und Weise institutionalisiert und gesetzlich festgeschrieben. Ideologische Voraussetzung dieser Gesetzgebung war die klare Einteilung und daraus folgende Trennung der Bevölkerung nach Zugehörigkeit zu einer „Rasse“. Es gab kein Wahlrecht und es herrschte ein generellen Streikverbot für Nicht-Weiße. Der Widerstand organisierte sich in Form des „African National Congress“ (ANC) sowie weitere Widerstandsbewegungen gegründet.

Der am 18. Juli 1918 geborene Rechtsanwalt Nelson Mandela und seine Comrades (Genossen) organisierten massenhafte Proteste. Als 1976 in Soweto während einer Demonstration tausender Schüler brutal niedergeschossen wurde, griffen die Unruhen auf das ganze Land über. Der ANC militarisierte seinen Kampf, und Südafrika entwickelte sich mehr und mehr zum Polizeistaat. Es dauerte jedoch noch bis zum Jahre 1989, als der letzte Präsident des alten Südafrikas, Frederik Willem de Klerk, das Scheitern der Apartheitspolitik endgültig eingestand. Auch der – nach vielen Jahren Handelsembargo – desolate Zustand der Wirtschaft war Grund für den Zusammenbruch. Der Weg für die ersten allgemeinen Wahlen in Südafrika war damit frei. Diese finden 1994 statt – die Bilder der langen Schlangen der Menschen vor den Wahllokalen gingen um die Welt. Am 10. April desselben Jahres wurde Nelson Mandela erster Präsident des neuen, demokratischen Südafrikas.

Die Partnerschaft zwischen den Regierungen der südafrikanischen Provinz Mpumalanga in Südafrika und des Landes Nordrhein-Westfalen wurde im April 1995 gegründet – in Solidarität mit dem nun unabhängigen Land und zur Unterstützung der jungen Demokratie. Zu Beginn standen berufliche Bildung, die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen und der Wohnungsbau im Vordergrund. Im weiteren Verlauf kamen Themen wie gute Regierungsführung, Gesundheit, Bildung, Jugend und Sport Gesundheit und HIV/Aids, Sport und Jugend als Felder der Zusammenarbeit hinzu. Dieser Schritt war eine logische Folge des Engagements vieler unterschiedlichster Akteure in NRW und in ganz Deutschland während der Zeit der Rassentrennung in Südafrika – von der Kirchengemeinde bis hin zum politischen Bündnis unterstützen Menschen und Organisationen den Widerstand gegen die unmenschliche Herrschaft des autoritärem Regimes.

Und um eine internationale Zusammenarbeit über 10.000 Kilometer lebendig zu gestalten, braucht es hier wie dort Akteur*innen, die immer wieder Anstöße zu neuen Projektideen und neuen Kooperationen geben. Bereits 2001 wurde zu diesem Zweck das Mpumalanga Forum NRW gegründet; zivilgesellschaftliche Initiativen, Wissens- und Erfahrungsaustausch auf Regierungsebene, wirtschaftliche Beziehungen, Städte- und Schulpartnerschaften sind mittlerweile Teil des Netzwerkes. In den 15 Jahren Zusammenarbeit entstanden neben den verschiedenen Projekten in der Partnerprovinz NRWs zunehmend Verbindungen über die Grenzen Mpumalangas hinaus – wie mit Free State, Limpopo, Gauteng, und Western Cape.

Das Südafrika Forum NRW unterstützt seit Ende 2016 Menschen und Organisationen in ihrem Engagement für Projekte, vor allem für Partnerschaften in der Regenbogennation im Sinne einer gerechten und nachhaltigen Entwicklung. Zunehmend erfahren die Projekte und Initiativen auch Nachfragen aus den benachbarten Ländern wie Mozambique, Zimbabwe und vor allem Namibia.

Kontakt

  • Vera Dwors

  • 0231 5409-71

  • Eine Welt Promotorin – Fachstelle Südafrika; Südafrika-Forum NRW